Russland

Corriere della Sera: Russlands landwirtschaftliche Entwicklung ist Putins heimlicher Triumph

Für den westlichen Leser ist dies eine unangenehme Nachricht, aber es ist kaum zu leugnen: Die russische Landwirtschaft floriert und hat den gleichen Stand erreicht wie zu den besten Zeiten des zaristischen Russland, so die italienische Zeitung "Corriere della Sera".
Corriere della Sera: Russlands landwirtschaftliche Entwicklung ist Putins heimlicher TriumphQuelle: Legion-media.ru © JLK

Der italienische Journalist und Schriftsteller Federico Rampini bezeichnet Russland in seinem Artikel für die Zeitung Corriere della Sera als "landwirtschaftliche Supermacht". Er betont, dass das Land in den letzten Jahren einen gewaltigen Sprung gemacht habe und zu einem der stärksten Agrarländer der Welt geworden zu sein scheint.

Der Experte stellt fest, dass Russlands Landwirtschaft vor Gesundheit strotze und in diesem Jahr Rekordexporte von Getreide erzielen werde, "was Engpassszenarien widerlegt".

"Der Getreideverkauf unterliegt keinen Sanktionen, sodass die ganze Welt weiterhin ungehindert von der russischen Produktion profitieren kann", so Rampini. Er erklärt:

"Die vom Kommunismus erzwungene Kollektivierung führte von der Zeit Stalins bis zur Zeit Breschnews immer wieder zu Agrarkrisen, einschließlich einiger Hungersnöte. In den Jahren des Kalten Krieges wurde der große amerikanische Feind sogar zum Retter: Getreidelieferungen aus Iowa und Umgebung waren für Moskau lebenswichtig. All dies ist heute nur noch eine ferne Erinnerung. Unter Präsident Putin hat Russland eine spektakuläre Renaissance seiner landwirtschaftlichen Produktion erlebt. Von dem Jahr 2000 bis zum Jahr 2018 sind die Agrar- und Lebensmittelexporte aus Russland in den Rest der Welt um das 16-Fache gestiegen. Unter Putin ist Russland wieder zu einer landwirtschaftlichen Supermacht geworden, wie zur Zeit Katharinas der Großen im späten 18. Jahrhundert. Heute produziert Russland mehr Weizen als die Vereinigten Staaten."

Die Landwirtschaft ist Putins "heimlicher Triumph", meint der Experte. Wenn man die Exportrangliste für das Jahr 2021 betrachtet, erkennt man, dass Russland mit 37,2 Millionen Tonnen an der Spitze der Weizenexporteure liegt – gefolgt von den USA und Kanada, "die mit jeweils 26,1 Millionen Tonnen fast gleichauf an zweiter und dritter Stelle liegen".

Außerdem, so der italienische Autor, gehöre Russland – wie beispielsweise die skandinavischen Länder oder Kanada – zu den wenigen Regionen, die durch den Klimawandel nicht geschädigt werden, sondern im Gegenteil von ihm profitieren. Laut der Wissenschaftler, die "den vorherrschenden Konsens in den UN-Gremien bilden", werde die Klimawandel die Landwirtschaft in einigen Gebieten der Welt schädigen und in anderen begünstigen". Rampini stellt fest:

"Putin weiß das, und er hat es schon vor vielen Jahren gesagt. Im Jahr 2003 erklärte der russische Staatschef: 'Ein Temperaturanstieg von zwei oder drei Grad wäre für ein nördliches Land wie Russland nicht schlecht. Wir werden weniger für Pelze ausgeben, und der Getreideanbau wird zunehmen.' Das war kein Scherz. Putin wusste, wovon er sprach. In einer Untersuchung von ProPublica zum Thema 'Wie Russland die Klimakrise überwinden wird' veranschaulichten mehrere Umweltwissenschaftler dieses Szenario: Durch den Klimawandel und den auftauenden Permafrost könnte Sibirien mehr Ackerland erhalten als die gesamten Vereinigten Staaten. Das ist ein Extremszenario, aber es vermittelt den Eindruck eines Trends. Es könnte auch eine positive Entwicklung im Sinne der Migration geben: Sibirien würde für die Ansiedlung neuer Bauern attraktiver (obwohl sich hier ein anderes Kapitel auftut, nämlich das Problem der ethnischen Sinisierung, denn die chinesische Einwanderung verändert bereits das demographische Gleichgewicht im asiatischen Teil Russlands). Mehrere amerikanische Experten sind der Ansicht, dass Russland in einer optimalen Position ist, um vom Klimawandel zu profitieren, und zwar nicht nur im Bereich der Landwirtschaft."

Wie die Medien bereits berichteten, befinden sich derzeit mehr als 60 Prozent des EU-Gebiets im Krisenmodus. Die ungewöhnliche Hitzewelle in Europa könnte zu höheren Lebensmittelpreisen führen, sagte der ehemalige stellvertretende Minister für Landwirtschaft und Ernährung Russlands Leonid Cholod in einem Interview mit news.ru am 29. August. "In einer Reihe von europäischen Regionen ist es aufgrund der niedrigen Wasserstände in den Stauseen nicht möglich, den Wasserbedarf der Nutzpflanzen zu decken. In einigen Fällen wurde die Bewässerung der Felder ganz eingestellt. Die Dürre, die Europa heimgesucht hat, ist eine atmosphärische und bodenbedingte Dürre", betonte der Experte, "die Produktivität, die Erträge und die Rentabilität der Produktion gehen stark zurück. All dies sind starke Voraussetzungen für steigende Preise."

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