Russlands Offensive im Gebiet Charkow: Eine Reaktion auf Terrorangriffe gegen Belgorod
Von Alexander Koz
Der massive Beschuss von Belgorod vom 12. Mai war eine kaum überraschende Antwort auf Russlands Offensive im Gebiet Charkow. Eine barbarische und niederträchtige Antwort, die auf zivile Infrastruktur zielte, allerdings nicht die erste. Und gerade die terroristischen Aktivitäten der Ukraine bedingen Russlands Aktionen südlich des Gebiets Belgorod.
Die Idee der Schaffung einer Pufferzone erläuterte Wladimir Putin, als er meine Frage über die Angriffe auf die Grenzregion beantwortete. Der Präsident gab klar zu verstehen, dass wir, falls sich die Angriffe fortsetzen sollten, über die Schaffung einer sanitären Zone auf dem Gebiet der Ukraine nachdenken werden, die solche Überfälle auf unser Territorium verhindert.
Und dennoch setzten sich die Angriffe auf Belgorod fort. Ab einem gewissen Zeitpunkt hörten sie auf, besondere Nachrichtenanlässe darzustellen. Der massive Angriff zu Neujahr forderte 25 Tote, beim Artilleriebeschuss im Februar kam ein viermonatiges Kind ums Leben. Der tägliche Terror mittels Beschusses friedlicher Wohngebiete aus Mehrfachraketenwerfern, Drohnenangriffe auf zivile Busse mit einfachen Arbeitern, Versuche einer Invasion – Kiew provozierte geradezu eine ernsthafte Antwort. Und die Antwort folgte.
Russland marschierte in breiter Front ins Gebiet Charkow ein, durchbrach sofort die erste ukrainische Verteidigungslinie und besetzte mehrere Ortschaften in einem bis zu sechs Kilometer breiten Streifen. Die wichtigsten Anstrengungen sind an zwei Frontabschnitten konzentriert: nahe der Ortschaft Lipzy an der westlichen Flanke und bei Woltschansk an der östlichen. Hauptsächlich aus diesen Orten wurden die Raketen auf das Gebiet Belgorod abgefeuert.
Bisher sind diese zwei Fronten nicht vereint, doch nach dem Tempo des russischen Vormarsches zu urteilen, kann es in nächster Zeit passieren. Nachdem sie an den Flanken vorgerückt sind, werden Russlands Streitkräfte den Gegner weiter von der Grenze wegdrängen. Um Belgorods Sicherheit zu gewährleisten, muss das ukrainische Militär um 50 bis 60 Kilometer zurückgedrängt werden. Doch von einer Einnahme der Orte Charkow, Isjum oder Kupjansk zu sprechen, wäre verfrüht. Die wichtigsten Verteidigungslinien liegen noch vor Russlands Armee, und eine sehr schwierige Kampfarbeit steht bevor.
Dabei droht allein die Tatsache der Eröffnung einer neuen Front Kiew mit Problemen an anderen Frontabschnitten, von denen es gezwungenermaßen Truppen ins Gebiet Charkow verlegen wird. Es erscheinen bereits Berichte von Truppenverlegungen aus dem Gebiet Cherson. Einen Teil der Kräfte zieht das ukrainische Kommando aus Tschassow Jar und Saporoschje ab. Um die Löcher zu stopfen, wurden die Sondereinheiten des ukrainischen Militärgeheimdienstes hierher verlegt sowie die in Russland verbotenen neonazistischen Verbände "Kraken" und das "Russische Freiwilligenkorps".
Natürlich ist die Lage an diesem Frontabschnitt viel komplizierter als im Jahr 2022. Doch auch Russland hat mehr "Einwirkungsmethoden" auf den Gegner – angefangen von Kamikaze-Drohnen bis hin zu einer ganzen Reihe von Lenkgleitbomben, die sich als stärkste Bezwinger von Verteidigungslinien bewährt haben.
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst am 12. Mai speziell für RT.
Alexander Koz wurde 1978 in Juschno-Sachalinsk geboren. Als Kriegsberichterstatter bei der Zeitung "Komsomolskaja Prawda" berichtet er seit 1999 unter anderem über Konflikte im Kosovo, Afghanistan, Nordkaukasus, Libyen, Syrien und der Ukraine. Seit 2022 ist er Mitglied des Menschenrechtsrates beim russischen Präsidenten. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.
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