Pepe Escobar: Artjomowsk – der NATO-verordnete "Fleischwolf"
Von Pepe Escobar
Niemand hat jemals Geld verloren, indem er aus dem unbegrenzten Unsinn Kapital geschlagen hat, der vom kollektiven Beifang ausgespuckt wurde, der im Scheinwerferlicht – auch bekannt als westliche Mainstream-Medien – gefangen wurde. Komplett mit der Auszeichnung zur Person des Jahres für einen megalomanen, kokaingetriebenen, miesen Schauspieler, der sich als Kriegsherr ausgibt.
Die ununterbrochene kitschige Parade westlicher Militäranalysten "schätzt" jetzt, dass die ersten Ziele eines gemeinsamen russisch-weißrussischen Angriffs auf das schwarze Loch, das früher als Ukraine bekannt war, die Städte Lwow, Luzk, Riwne und Schitomir sein werden. Und warum nicht auch Kiew in den Mix dieser zweiten Angriffsachse werfen? Der russische Generalstab verfolgt aufmerksam alle Analysen und könnte sogar den einen oder anderen Ratschlägen dieser "Analysten" folgen.
Und dann brach regelrechte Panik aus, als das russische Verteidigungsministerium bekannt gab, dass die strategischen Nuklearstreitkräfte zwei Interkontinentalraketen vom Typ Yars in die vorgesehenen Silos geladen haben. Bühne frei für den kollektiven westlichen Aufschrei der Sorte "Russland bereitet Atomraketen vor, die tief in die USA einschlagen können".
Einige Fakten ändern sich jedoch nie. Nummer eins ist die NATO als ein Hirngespinst der – extrem beeinträchtigten – Vorstellungskraft des kollektiven Westens. Wenn es jemals hart auf hart kommt, worauf neokonservative Sesselkrieger hoffen und wofür sie beten, kann Russland die gesamte NATO bequem besiegen, da es "dort" kaum etwas gibt. Das würde natürlich eine massive russische Mobilisierung erfordern. Wie es scheint, mag Russland in einigen Bereichen schwach aussehen, da es bestenfalls 100.000 Soldaten gegen möglicherweise eine Million ukrainischer Truppen aktiviert hat. Es scheint so, als wäre man in Moskau nicht gerade von der Idee des "Siegens" verführt wurden, was auf eine ziemlich verquere Weise sogar der Fall sein könnte.
Selbst jetzt hat Moskau nicht genug Truppen mobilisiert, um die Ukraine zu besetzen – was theoretisch zwingend erforderlich wäre, um den Kiewer Klamauk vollständig zu "entnazifizieren". Das operative Konzept lautet jedoch "in der Theorie". Tatsächlich ist Moskau damit beschäftigt, eine völlig neue Theorie zu beweisen – ungeachtet der Tatsache, dass einige erhabene Seelen damit hausieren gehen, dass Putin durch Alexander Bortnikow vom FSB ersetzt werden sollte.
Vom Feind wird nichts übrig bleiben
Mit seinem Arsenal an Hyperschallraketen kann Russland innerhalb weniger Stunden alle Brücken, Häfen, Flughäfen sowie Kraftwerke, Öl- und Erdgasanlagen im NATO-Gebiet ausschalten. Alle Anlagen zu Energieerzeugung in NATOstan würden zerstört werden. Europa wäre von natürlichen Ressourcen abgeschnitten. Ein benommenes und verwirrtes Imperium wäre nicht in der Lage, irgendwelche Truppen nach Europa zu verlegen.
Aber noch immer gehen die Provokationen unvermindert weiter. Der jüngste Angriff ukrainischer Tu-141-Drohnen auf den russischen Luftwaffenstützpunkt Engels wurde von Moskau der Ukraine angelastet – das vorhersehbar jede Verantwortung ablehnte. Doch was wirklich zählte, war Moskaus strategische Botschaft an die USA/NATO. Dabei flirtete Putin mit der Vorstellung, dass Reaktionen auf solche Vorfälle früher oder später eine ernsthafte Verschärfung erfahren könnten, falls nach Kiew gelieferte US-/NATO-Waffen verwendet werden, um tief in sensibles Territorium der Russischen Föderation einzudringen.
Die derzeitige russische Doktrin würde es Moskau sogar erlauben, mit Atomschlägen zu antworten – immerhin beherbergt der Luftwaffenstützpunkt Engels atomwaffenfähige Bomber, also erstklassige strategische Aktivposten. Die Drohnen wurden mit Sicherheit von infiltrierten Agenten von russischem Territorium aus gestartet. Wären sie von außerhalb Russlands gestartet und im Anflug als einfliegende Atomraketen interpretiert worden, hätte dies den Start von Hunderten von russischen Atomraketen gegen NATOstan auslösen können.
Putin selbst hat dies vor einer Woche auf dem Gipfeltreffen des Eurasischen Wirtschaftsrats im kirgisischen Bischkek, unheilverheißend ziemlich deutlich gemacht:
"Ich versichere Ihnen, sobald unser Frühwarnsystem das Signal eines Raketenangriffs erhalten hat, gehen hunderte unserer Raketen in die Luft. Es wird unmöglich sein, sie aufzuhalten. Vom Feind wird nichts übrig bleiben, weil es unmöglich ist, hunderte Raketen abzufangen. Das ist natürlich eine Abschreckung – eine ernsthafte Abschreckung."
Natürlich nicht für die von Dummheit zerfressene Bande von Neocons, die tatsächlich die amerikanische Außen-"Politik" beherrschen. Es ist keine Überraschung, dass zuverlässige russische Geheimdienstquellen festgestellt haben, dass die Drohnen, die Engels getroffen haben, lokal in Russland abgefeuert wurden, obwohl das Kiewer Regime wollte, dass in Moskau etwas anderes geglaubt wird.
Und das macht die ganze Scharade zu einer dadaistischen Farce – mit einem benommenen und verwirrten Imperium, das an einen Wahnsinnigen in Kiew gefesselt ist, der immer noch glaubt, dass die ukrainische S-300, die Polen traf, aus Russland kam. Die ganze Welt – und nicht nur Washington – als Geisel eines Wahnsinnigen, der zur "Person des Jahres" gewählt wurde, mit der virtuellen Macht, einen weltweiten Atomkrieg zu provozieren.
Der rote Napoleon vor den Toren
In der Zwischenzeit hat Russland vor Ort die Strategie der tiefen Operationen ins Rollen gebracht. An mehreren Stellen entlang der ausgedehnten Frontlinie greifen sie jene Punkte an, die am ehesten die schwachen ukrainischen Reserven anlocken, die sich in der zweiten Verteidigungslinie versteckt halten. Wenn diese Reserven durch ödes, schlammiges Land und auf Straßen in schrecklichem Zustand vorrücken, um den Fronteinheiten beizustehen, werden ganze Bataillone ausgelöscht.
Russen gehen nie tief in die dritte Linie – da wo sich die Kommandoposten befinden könnten. Das Spiel hier ist ein Zermürbungskrieg unter Anwendung der Strategie der tiefen Operationen, direkt aus dem Lehrbuch des legendären "Roten Napoleon", Feldmarschall Michail Tuchatschewski. Russland spart damit Soldaten, Personal und Ausrüstung. Das Ganze wirkt Wunder in schwierigem Gelände, wo Fahrzeuge auf verschlammten Straßen stecken bleiben. Das tägliche Anwenden und Wiederholen dieser Strategie, über Monate hinweg, hat mindestens zu 400.000 ukrainischen Verlusten geführt.
Historiker werden begeistert sein, weil das ganze Szenario der Schlacht von Azincourt von 1415 ähnelt, in der Welle um Welle französischer Reiter – die die Rolle der heutigen Ukrainer und der polnischen/NATO-Söldner einnahmen – bergauf gegen englische Bogenschützen und Reiter anrannten, die einfach stehen blieben, sie kommen ließen und immer wieder in die zweite Linie schossen.
Der Unterschied besteht natürlich darin, dass die Russen seit sechs Monaten Tag für Tag diese Taktiken der Zermürbung anwenden, während Agincourt nur eine Schlacht an einem einzigen Tag war. Wenn dieser Fleischwolf in der Ukraine vorbei ist, wird eine ganze Generation von Ukrainern und Polen ihrem Schöpfer begegnet sein.
Der Mythos des kollektiven Westens von einem ukrainischen "Sieg" in diesem russischen Zermürbungskrieg kann nicht einmal mehr als kosmischer Wahn gelten, sondern muss als ein lausiger, tödlicher Witz betrachtet werden. Der einzige Ausweg wäre, sich jetzt an den Verhandlungstisch zu setzen, bevor der Hammer – die nächste russische Offensive – auf den Amboss fällt.
Aber die NATO führt natürlich keine Verhandlungen, wie der alberne Stoltenberg die Welt immer wieder daran erinnert. Was in gewisser Weise ein Segen sein kann, da die NATO, trotz all ihrer ausgeklügelten kriegstreibenden Pläne, am Ende in unzählige Stücke zerfallen und völlig gedemütigt am Boden liegen könnte.
Andrei Martjanow hat beispiellos die vollständige wirtschaftliche, moralische, intellektuelle – und vor allem militärische – Degeneration des kollektiven Westens verfolgt. Alles ist durchtränkt von Lügen, lausigen PR-Kapriolen und "verblüffender Inkompetenz auf ganzer Linie". All dies, während sich Russland angeblich "auf eine weitere 'Niederlage' vorbereitet, bei der Rückeroberung des gesamten Donbass und dann …". Ja, wer weiß was dann? Ein schneller Sieg für Russland wäre ein Verlust, weil die NATO am Ende noch Bestand haben würde. Nein, Russland muss schrittweise vorgehen, damit die NATO in den Fleischwolf gesaugt wird.
Irgendwo in ihrem privaten Pantheon muss Pallas Athene, die Göttin der Geopolitik, das Schauspiel, das sich in Artjomowsk abspielt, immens genießen. Oh, Moment mal – sie wurde tatsächlich wiedergeboren, und ihr Name ist Maria Sacharowa.
Aus dem Englischen. Zuerst erschienen bei Strategic Culture.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Er wurde von Facebook und Twitter aus politischen Gründen verbannt aber man kann ihm auf Telegram folgen.
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