Europa

Sikorski: "Truppen aus großen Ländern bereits in der Ukraine"

Westliche Truppen befänden sich schon längst in der Ukraine, erklärte der polnische Außenminister Radosław Sikorski – zum wiederholten Mal. Was bezweckt der im Westen gut vernetzte Pole mit dieser eigentlich hochbrisanten Aussage?
Sikorski: "Truppen aus großen Ländern bereits in der Ukraine"Quelle: www.globallookpress.com © Kay Nietfeld/dpa

Der polnische Außenminister Radosław Sikorski hat erklärt, es sei ein offenes Geheimnis, dass sich längst westliche Soldaten in der Ukraine befänden. Im Gespräch mit der deutschen Nachrichtenagentur dpa sagte Sikorski:

"Wie Ihr Kanzler sagte, sind bereits einige Truppen aus großen Ländern in der Ukraine."

Auf die Nachfrage, ob es ein Problem sei, dass Olaf Scholz über das Thema spricht, sagte der polnische Minister:

"Im Polnischen haben wir den Begriff 'Tajemnica Poliszynela', [weil] der ein Geheimnis beschreibt, das jeder kennt."

Scholz hatte am 26. Februar vor Journalisten seine ablehnende Haltung zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Regierung in Kiew unter anderem mit der Aussage begründet, dass Deutschland sich nicht mit Soldaten an der Zielsteuerung beteiligen werde – weder von Deutschland aus noch vor Ort.

Weiter sagte er Bundeskanzler jedoch:

"Was an Zielsteuerung und Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden."

Diese Äußerung wurde weithin als Bestätigung für die Präsenz westlicher Soldaten in der Ukraine durch Scholz verstanden. Was auf den ersten Blick wie eine Zustimmung Sikorskis für Scholz wirkt, ist in Wahrheit wohl eher als seine Kritik für die Haltung des Bundeskanzlers in der Taurus-Frage zu verstehen und als Widerspruch zu dessen Ansicht, wer Soldaten entsende, werde selbst zur Kriegspartei.

Sikorski bekräftigte, dass Polen selbst keine Bodentruppen in die Ukraine schicken werde und führte dafür historische Gründe ins Feld:

"Die Ukraine und Polen waren 400 Jahre lang ein und dasselbe Land. Und das würde den Russen zu leichtes Propagandafutter liefern. Also sollten wir die letzten sein, die das tun."

Andere könnten das sehr wohl tun, lautet somit die indirekte Botschaft. So lobte der Pole etwa den Ansatz des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die Option einer Entsendung von Bodentruppen ins Kriegsgebiet nicht auszuschließen.

"Sorgen über die Art und Weise" wie man gegen die Russen vorgehe, seien nicht angebracht. Schließlich habe der russische Präsident Wladimir Putin erst die Krim "annektiert", dann einen Krieg im ostukrainischen Donbass angefangen, um schließlich in die Ukraine einzumarschieren. 

Der Außenminister hatte bereits vor zwei Wochen mit einer ähnlichen Äußerung über die Präsenz von NATO-Soldaten in der Ukraine für Aufsehen gesorgt. Das Wiederholen dieses "offenen Geheimnisses" nun gegenüber der deutschen Medienzentrale ist mindestens auffällig. Andere Mitglieder der polnischen Regierung in Warschau äußern sich deutlich vorsichtiger.

Sikorski, der mit der russophoben US-Historikerin Anne Applebaum verheiratet ist und auch sonst in London und Washington, D.C. beste Kontakte pflegt, hatte nach der Zerstörung  dreier Pipelines von Nord Stream 1 und 2 im September 2022 noch ohne erneutes Ministeramt bereits für Aufsehen gesorgt. Er postete ein Bild des austretenden Erdgases in der Ostsee im Netzwerk Twitter (heute X) und schrieb dazu: "Thank you, USA." Kurze Zeit später war sein Tweet wieder gelöscht.

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